HOME = alte Bücher → Liederbücherübersicht → Liederbuch →freie Turner ←
http://www.volksliederarchiv.de/lexikon-86.html
Der freie Turner (1925) - Arbeiter-Turnverlag A.G., Leipzig 1925
Verzeichnis der LIEDER (alphabetisch)


«« zur Liederbücherübersicht ««« RR  »»» zum Gesamt-Liederverzeichnis »»
nach unten

  1. Ach du klarblauer Himmel (Wohin mit der Freud) Nr.080
  2. Ade du lieber Tannenwald Nr.082
  3. Alleweil kann mer net lustig sei Nr.084
  4. Als Noah aus dem Kasten war Nr.242
  5. Am Himmel die Sonne scheint Nr.089
  6. Am Ort wo meine Wiege stand Nr.088
  7. Am schönsten klingt ein frohes Lied Nr.087
  8. Auf Brüder auf! Hervor mit Macht Nr.098
  9. Auf die Höhen müsst ihr steigen Nr.096
  10. Auf ihr Turner all herbei Nr.002
  11. Auf ihr Turner frisch und frei Nr.004
  12. Auf ihr Turner laßt uns wallen Nr.099
  13. Auf ihr Turnerbrüder Nr.001
  14. Auf, laßt uns begraben das alte Jahr Nr.094
  15. Auf, Sozialisten, schließt die Reihen Nr.095
  16. Auf Turnerbrüder Nr.003


zurück

Nr.001
Festgesang.

Auf, ihr Turnerbrüder,
auf, emporgeschaut,
laßt die freien Lieder
heut erklingen laut,
laßt das Wort, das freie,
heut zur Feierstund,
laßt's dem Fest zur Weihe
klingen heut im Bund!

Frei den Blick nach oben,
hingewandt zum Licht,
wollen wir geloben,
das sei Männerpflicht:
„Dass wir niemals wanken,
niemals zagend stehn,
mutig in die Schranken,
in den Kampf zu gehn.”

Auf und lasst uns ringen,
Mut ziert jeden Mann,
laßt uns Opfer bringen
auf der Freiheit Plan,
nehmt die Kraft zusammen
gegen Trug und Lüg,
laßt die Geister flammen,
auf zum Kampf, zum Sieg!

Drum reicht euch die Hände,
ihr aus Süd und Nord;
daß es Segen spende,
pflegt das freie Wort!
Frei soll unser Singen
tönen, licht und rein,
frei soll unser Ringen,
unser Leben sein!

Text: Karl Rieck
Musik: auf die Melodie " Freiheit, die ich meine " - R. Groos


zurück

Nr.002
Freier Turnermarsch.

Auf ihr Turner all herbei,
macht das Turnen wieder frei!
Donnerlaut zu edlem Streit
reif schön längst die neue Zeit.
Laßt marschieren, laßt marschieren,
freie Turner gehn voran,
laßt marschieren, laßt marschieren,
freie Turner gehn voran.

Unsere stolze Kunst, o Hohn,
liegt im Bann der Reaktion.
Kriecherei und Strebertum,
sie sind heut des Turners Ruhm.
Laßt marschieren, etc.

Freiheit liegt in Acht und Bann,
doch ein neuer Tag bricht an,
alles Volk ruft laut ihm zu,
nur der Turner bleibt in Ruh.
Laßt marschieren, etc.

Mann des Ringens und der Kraft,
ist so sehr dein Geist erschlafft,
daß dein Herz und dein Gemüt
für die Freiheit nicht mehr glüht?
Laßt marschieren, etc.

Für die Freiheit, die da trotzt
allem, was nur prahlt und protzt,
allem, was nur glänzt und gleißt,
leeren Worten ohne Geist.
Laßt marschieren, etc.

Freiheit ist kein Herrenkind -
aus dem Volk sie Kraft gewinnt,
aus dem Volk ihr Ruf erdröhnt,
aus den Hütten, wo es stöhnt.
Laßt marschieren, etc.

Wird auch heut verfolgt der Geist,
der des Volkes Freiheit preist -
Freien Turner schreckt dies nicht,
der für Recht und Wahrheit ficht.
Laßt marschieren, etc.

Freier Turner flieht den Schein,
will dem Volke nur sich weihn,
dient der Freiheit schlicht und recht,
ist nicht großer Herren Knecht.
Laßt marschieren, etc.

Nicht berauscht vom Phrasendunst,
dient er seiner schönen Kunst;
mag auch Haß und Mißgunst nahn -
frei geht er die eigene Bahn.
Laßt marschieren, etc.

Drum, ihr Turner allesamt,
die von Freiheitslieb entflammt,
die der Arbeit Volk gebar -
her zu uns und unserer Schar!
Laßt marschieren, etc.

Hört der Freiheit Aufgebot,
schaut das junge Morgenrot,
nieder mit der Streberei -
unsre Turnkunst werde frei!
Laßt marschieren, etc.

Text: Ernst Klaar
Musik:Peter Heinz.
Nach der Melodie: Auf mein Deutschland schirm dein Haus.


zurück

Nr.003
Marschlied.

Auf, Turnerbrüder, laßt uns wandern,
marschieren in die Welt hinaus,
ein jeder halte treu zum andern,
ob Sonnenschein, ob Sturmgebraus.
Wenn Treue unsre Brust beseelt,
und Mut des Turners Kräfte stählt,
wenn wir vereint zusammenhalten,
dann wird die Turnkunst sich entfalten!
Wo Freiheit und Treue dem Turnen geweiht,
da bleibt in Ehren die Kunst jederzeit,
Freiheit und Treu, stets frisch und frei,
ihr Turner, eure Losung sei!

Die Treue ist die schönste Blume,
die nur im Menschenherzen blüht,
sie blüht der Menschenlieb zum Ruhme,
die uns zu Schönem, Hehrem zieht,
wenn Treue bei dem Turnen wohnt,
die Freiheit ihr zu Häupten thront,
mag dann die Welt Verderben speien,
dann wird die Turnkunst doch gedeihen.
Wo Freiheit und Treue etc.

Und wenn die Freiheit so erhaben
ob unsrer Kunst den Fittich hält,
dann mögen krähen all die Raben,
die Raben der Philisterwelt.
Dann blühet weiter unser Band,
das Volk der Arbeit wird gesund.
Drum lasst uns rüstig weiterstreben
für Menschenwohl und Menschenleben!
Wo Freiheit und Treue etc.


Text: Karl Rieck
Melodie: Sozialistenmarsch


zurück

Nr.004
Auf, ihr Turner.

Auf ihr Turner, frisch und frei,
juchheidi, juchheida,
holt den Wanderstab herbei,
juchheidi, heida!
Ziehet aus mit leichtem Sinn,
rüstig durch die Flur dahin!
Juchheidi, heidi, heida,
juchheidi, juchheida,
juchheidi, heidi, heida,
juchheidi, heida!

Froher Turner Sang und Klang,
juchheidi, juchheida,
tönet laut das Tal entlang,
juchheidi, heida!
und der Vögel Chor erschallt
hell dazu in Feld und Wald.
Juchheidi, heidi, heida, etc.

Und des Bächleins leichter Fall,
glänzt so rein uns wie Kristall,
und sein murmelnder Gesang
ladet ein zu frischem Trank.

Sonnenstrahl und Waldesduft,
dringen durch die klare Luft,
machen leicht das träge Blut
und erwecken Kraft und Mut.

Drum ihr Turner frisch und frei,
holt den Wanderstab herbei,
Ziehet aus mit leichtem Sinn,
rüstig durch die Flur dahin!

Text: unbekannt
Musik: nach der Melodie " Studio auf einer Reis "


zurück

Nr.080
Wohin mit der Freud'?

Ach du klarblauer Himmel,
und wie schön bist du heut!
Möcht ans Herz gleich dich drücken
vor Jubel und Freud'.
Aber's geht doch nicht an,
denn du bist mir zu weit,
und mit all meiner Freud',
was fang ich doch an?

Ach, du lichtgrüne Welt,
und wie strahlst du vor Lust!
und ich möcht mich gleich werfen
dir voll Lieb an die Brust;
aber 's geht doch nicht an,
und das ist ja mein Leid,
und mit all meiner Freud',
was fang ich doch an?

Und da sah ich mein Lieb
unterm Lindenbaum stehn,
war so klar wie der Himmel,
wie die Erde so schön;
und wir küssten uns beid',
und wir sangen vor Lust,
und da hab ich gewusst,
wohin mit der Freud'

Text: Robert Reinick (1805-1852)
Musik: Friedrich Silcher (1789-1860)


zurück

Nr.00
Abschied vom Walde.

Ade, du lieber Tannenwald,
ade, ade!
Wie rief die Scheidestund so bald,
ade, ade!
Mir ist das Herz so trüb und schwer,
als rief's: du siehst ihn nimmermehr.
ade, ade!

Ade, du liebes Waldesgrün,
ade, ade!
Ihr Blümlein mögt noch lange blühn,
ade, ade!
Mögt andre Wandrer noch erfreun
und ihnen eure Düfte streun.
ade, ade!

Und scheid' ich auch auf Lebenslang,
ade, ade!
O Wald, o Fels, o Vogelsang,
ade, ade!
An euch, an euch zu aller Zeit
gedenke ich in Freudigkeit.
ade, ade!

Text: Johann Nepomuk Vogl - 1802
Musik: Heinrich Esser - 1818


zurück

Nr.084
Alleweil kann mer net lustig sei

Alleweil kann mer net lustig sei,
Alleweil hot mer koi Freud',
Alleweil liebt mer sei Schätzele net,
Alleweil hot mer koi Zeit.

Alle Tag, wo ni di g'sehe han,
Han i mei Freud' g'het an dir,
Wenn i en Tag lang di gar net sieh,
Kommst mer no schöner du für.

Äugele hot se in ihrem Kopf,
Grad wie von weitem zwei Stern,
Wie der Karfunkel im Ofe glitzt,
Wie an Licht in der Latern.

aus Schwaben , Anfang des 19. Jahrhunderts
[Dieses Lied mutet an wie ein Gegenlied zu "Alleweil ein wenig lustig"]


zurück

Nr.087
Im Walde.

Am schönsten klingt ein frohes Lied
im lustig grünen Wald,
von allen Zweigen singt es mit,
dass laut es widerhallt, hallo!
Drum lasst ihr Herzensbrüder,
ertönen frohe Lieder!
Das Echo und die Vögelein
die stimmen all im Chorus ein:
Hallo, hallo, hallo,
im lustig grünen Wald,
im lustig grünen Wald

Am besten schmeckt ein Küsschen da
auf weichem, grünen Moos,
kein Lauscher ist da fern und nah,
als Vöglein klein und groß, hallo!
Die schnäbeln, singen Lieder,
und sagen's keinem wieder.
Drum küsst, ihr Brüder, immerhin,
am besten schmeckt's im Waldesgrün.
Hallo, hallo, hallo etc.

Am besten schmeckt ein guter Trank
im Kühlen hier im Gras,
es klingt wie heller Glockenklang,
mit Laub umkränzt das Glas, hallo!
Es zieht den Hirsch zur Quelle,
sie sprudelt klar und helle.
Doch golden strahlt der reine Wein,
drum soll geküsst, getrunken sein!
Hallo, hallo, hallo etc.

Text: Arminius
Musik: Peter Heinz
in " Der freie Turner " - 1913
es gibt ebenfalls eine Vertonung von Adolf Eduard Marschner (1819-1853)



zurück

Nr.088
Mutterherz.

Am Ort wo meine Wiege stand,
hab ich ein Heiligtum,
das geb ich nicht für Kron und Land,
für Ehr'und eitlen Ruhm.
Dort bin ich aller Sorgen frei,
dort ruht es sich so süß,
du liebes treues Mutterherz,
du bist mein Paradies.

Am Ort wo meine Wiege stand,
erblüht mein erstes Glück,
drum zient es mich aus fernem Land
nach diesem Ort zurück.
Ob ich auch heute bei dir bin,
ob ich dich auch verließ:
du liebes treues Mutterherz,
du bist mein Paradies.

Am Ort wo meine Wiege stand,
möcht ich begraben sein,
ihm möcht ich noch den letzten Blick,
die letzte Träne weihn.
Dann ruht ich dort, wo einst ein Herz
mit Wehmut mich verließ,
du liebes treues Mutterherz,
du bist mein Paradies.

Text: G. Stein
Musik: nach Franz Wilhelm Abt und G. Henning


zurück

Nr.089
Beim Liebchen zu Haus.

Am Himmel die Sonne scheint,
's ist so schön drauss,
//:aber doch ist's am schönsten
beim Liebchen zu Haus,://
//:beim Liebchen zu Haus.://

Die Sterne am Himmelszelt
schaun so klar aus,
doch viel klarer sehn die Sterne
beim Liebchen zu Haus.

Drum mag ich nicht wandern mehr,
mag nicht hinaus,
denn es ist doch am schönsten
beim Liebchen zu Haus.

Text: unbekannt
Musik: H. Pfeil


zurück

Nr.094
Beim Jahreswechsel.

Auf, lasst uns begraben das alte Jahr
und lasst uns das neue begrüssen,
reicht euch als Brüder die Hände dar,
aufs neue den Bund zu beschliessen!
Dem neuen Jahr und der neuen Zeit
sei heute ein jubelndes Hoch geweiht.

Die Arbeit noch immer gefesselt liegt
und die Freiheit noch ächzet in Banden,
doch längst durch die Reihen die Kunde fliegt,
dass ein Rächer dem Volke erstanden,
der dem Kampf für die Armut sich hat geweiht,
bis der Letzte von schmachvollen Ketten befreit.

Er ist's, der fürs Volk in die Schranken tritt
wider Knechtschaft und arge Bedrückung,
herbei, Proletare, und kämpfet mit,
denn ihr kämpft für die eigene Beglückung.
Wer sich bücket und beuget in Schafsgeduld,
ist am elenden Schicksal selber schuld.

Zwar zürnen die Mächt'gen ob unseres Kriegs
und drohen uns Kämpfern Verderben,
doch im Busen lebt die Gewissheit des Siegs,
und wir bleiben die lachenden Erben.
Wer im Kampf für die Freiheit nicht alles wagt,
hat kein Recht, dass er über die Knechtschaft klagt.

Es barg wohl auch das verflossene Jahr
so manchen der Siege im Schoße,
doch müssen wir kämpfen immerdar,
bis der Sieg winkt, der letzte, der große.
Wo die Knechtschaft muss sagen der Welt ade,
und zur Herrschaft gelangt unsere hohe Idee.

Drum dem neuen Jahre ein jubelnd Hoch,
denn es bringt uns näher zum Ziele;
noch kein Tyrann den Nacken uns bog
und uns lockten nicht Brot und nicht Spiele.
Lasst die alte Treue erneuern uns heut,
die der Wahrheit heiligem Kampf geweiht.

Text: Ernst Klaar
Musik: nach "Frisch auf Kameraden aufs Pferd"


zurück

Nr.095
Sozialistenmarsch.

Auf, Sozialisten, schließt die Reihen,
die Trommel ruft, die Banner wehn,
es gilt, die Arbeit zu befreien,
es gilt der Freiheit Auferstehn!
Der Erde Glück, der Sonne Pracht,
des Geistes Licht, des Wissens Macht,
dem ganzen Volke sei's gegeben,
das ist das Ziel was wir erstreben!
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg,
mit uns das Volk, mit uns der Sieg!

Ihr ungezählten Millionen
in Schacht und Feld, in Stadt und Land,
die ihr um kargen Lohn müsst fronen
und schaffen treu mit fleiß'ger Hand.
Noch seuftzt ihr in des Elends Bann,
vernehmt den Weckruf: Schließt euch an!
Aus Qual und Leid euch zu erheben,
das ist das Zeil, was wir erstreben!
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg,
mit uns das Volk, mit uns der Sieg!

Nicht mit dem Rüstzeug der Barbaren,
mit Flint' und Speer nicht kämpfen wir,
es führt zum Sieg der Freiheit Scharen
des Geistes Schwert, des Rechts Panier.
Dass Friede waltet, Wohlstand blüht,
dass Freud' und Hoffnung hell durchglüht
der Arbeit Heim, der Arbeit Leben,
das ist das Ziel, das wir erstreben!
Das ist der Arbeit heil'ger Krieg,
mit uns das Volk, mit uns der Sieg!

Text: Max Kegel
Musik: unbekannt


zurück

Nr.096
Schön bist du mein Heimatland.

Auf die Höhen müsst ihr steigen,
in die freie Bergesluft,
und den Blick hernieder neigen
in das Tal, erfüllt von Duft,
auf die friedlich stillen Hütten,
auf des Stromes Silberband;
und dann rufet laut inmitten:
Schön bist du mein Heimatland!

Seht der Saaten wogend Wallen
und die Bäume fruchtbeschwert;
seht die mächt'gen Felsenhallen,
deren Schoß die Erde nährt:
seht des Himmels Azurbläue
freundlich drüber ausgespannt,
und dann ruft mit mir aufs neue:
Schön bist du mein Heimatland!

Seht das wogende Gedränge,
wie sich alles freudig regt;
hört die freudigen Gesänge,
die der Wind herüber trägt;
seht das Volk, so treu und bieder
reicht es sich die Bruderhand.
Ruft aufs neue immer wieder:
Schön bist du mein Heimatland.

Text: unbekannt
Musik: auf " Nur am Rheine blüht mein Glück " von Ernst Hansen


zurück

Nr.098
Aufruf.

Auf Brüder auf! Hervor mit Macht,
das Volk, es ist vom Schlaf erwacht,
ein Volk, ein Heer, ein Wetterschlag,
nun kommt der Freiheit großer Tag!
Nun soll die Arbeit siegen!
Die rote Fahne pflanzt nun auf!
aus dunkler Nacht zum Licht hinauf!
O Glanz, o Sieg! O helle Ruhmesbahn!
O Glanz, o Sieg! Auf, freies Volk voran!

Auf, Brüder, mutig in den Streit!
Es ist fürwahr die höchste Zeit,
zu brechen alle Tyrannei,
damit das ganze Volk wird frei
und alle Banden fallen!
Die rote Fahne pflanzt nun auf ...

Frisch auf! Frisch auf! Und einig seid,
so kommt des Volkes Herrlichkeit!
Ein Herz, ein Sinn und ein Panier,
in diesem Zeichen siegen wir!
Das macht den Feind zu schanden!
Die rote Fahne pflanzt nun auf ...

Text und Musik: unbekannt


zurück

Nr.099
Freie Turner.

Auf ihr Turner lasst uns wallen
in den lieben, freien Wald;
in der Eichen grünen Hallen
kräft'ger der Gesang erschallt,
wo die alten Väter wohnten,
löwenstark, doch taubentreu,
wo einst freie Adler thronten,
sich das Herz erhebet frei!

Nicht um Beute zu erjagen,
ziehn wir auf des Wildes Spur,
hin, wo graue Felsen ragen,
geht's im Laufe durch die Flur;
üben dort die Kraft der Glieder,
prüfen kühn den Mut der Brust,
dass auf uns die Ahnen nieder
aus Walhalla schaun mit Lust.

Ja, was scheu den Weichling schrecket,
Müh', Entbehrung und Gefahr,
in uns rechte Lust erwecket,
gibt uns Schwingen, gleich dem Aar.
Denn wir Turner wollen werden
nach der Väter Ruhm im Streit,
dass für Recht und Volk zu sterben
jeder sei mit Lust bereit.

Drum hinauf die steilen Höhen,
drum hinab zur tiefsten Schlucht,
und in Flüssen und in Seen
gleich dem Fisch das Ziel gesucht!
Sinkt dann spät die Nacht hernieder,
ziehn wir heim des Wegs entlang,
laben dort die müden Glieder
froh bei Lied und Becherklang!

Text: Th. Lautenschläger
nach " Auf ihr Brüder lasst uns wallen "


zurück

Nr.242
Historie von Noah.

Als Noah aus dem Kasten war,
da trat zu ihm der Herre dar,
der roch des Noah Opfer fein,
und sprach: "Ich will dir gnädig sein,
und weil du ein so frommes Haus,
so bitt' dir selbst die Gnade aus."

Da sprach der Noah: "Lieber Herr,
Das Wasser schmeckt mir gar nicht mehr,
Dieweil darin ersäufet sind
All' sündhaft Vieh und Menschenkind;
Drum möcht' ich armer, alter Mann
ein anderweit Getränke han."

Da griff der Herr ins Paradies
Und gab ihm einen Weinstock süß,
und gab ihm guten Rat und Lehr
und sprach: "Den sollst du pflegen sehr,"
Und wies ihm alles so und so;
Der Noah ward ohn' Maßen froh.

Und rief zusammen Weib und Kind,
dazu sein ganzes Hausgesind';
pflanzt Weinberg' rings um sich herum,
der Noah war fürwahr nicht dumm;
baut' Keller dann und presst' den Wein
und füllt' ihn gar in Fässer ein.

Der Noah war ein frommer Mann,
stach ein Fass nach dem andern an
und trank es aus zu Gottes Ehr',
das macht' ihm eben kein Beschwer;
er trank, nachdem die Sündflut war,
dreihundert noch und fünfzig Jahr'.

Ein kluger Mann daraus ersicht,
dass Weingenuss ihm schadet nicht
und item dass ein guter Christ
in Wein niemalen Wasser gießt,
dieweil darin ersäufet sind
all' sündhaft Vieh und Menschenkind.

Text: August Kopisch - 1824
Musik: Karl Gottlieb Reißiger - 1824


zurück


»» zur Liederbücherübersicht ««« RR  » zum Gesamt-Liederverzeichnis »» »
nach oben