"Die guten Meister des deutschen Hauses." - Seite 58
Alte Sprüche
Text: alte Sprüche
Zeichnung: oben und unten: Ludwig Richter (1803-1884)
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Altes = Gold
Schweig, leid, meid und vertrag,
Deine Not niemand klag,
An Gott nicht verzag,
Deine Hilf' kommt alle Tag.
Zuerst schmück deine Seele
Sonst weder Leib noch Haus
Wir sind nur fremde Gäste
Und ziehen bald hinaus.
Wer was weiß, der schweig,
Wem wohl ist, der bleib,
Wer was hat, der b'halt,
Ungllück kommt bald.
Ich leb und weiß nicht wie lang,
Ich stirb und weiß nicht wann,
Ich fahr und weiß nicht wohin:
Mich wundert, dass ich fröhlich bin.
Mensch werde wesentlich: denn wann die Welt vergeht,
So fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.
Die Ros' ist ohn' warum, sie blühet, weil sie blühet,
Sie acht't nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet.
Die Seel ist ein Kristall, die Gottheit ist ihr Schein:
Der Leib, in dem du lebst, ist ihrer beider Schrein.
Der Mensch erfährt, er sei auch, wer er mag,
Ein letzes Glück und einen letzten Tag.
Grabschrift
Erde gleißt auf Erden
In Gold und in Pracht;
Erde wird Erde
Bevor es gedacht;
Erde türmt auf Erden
Schloss, Burg, Stein;
Erde spricht zu Erde:
Alles wird mein.
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