"Die guten Meister des deutschen Hauses." - Seite 11
Wiegenlied

Text: Detlev von Liliencron (1844-1909)
Zeichnung: oben Otto Speckter (1807-1871) und unten: Ludwig Richter (1803-1884)
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Wiegenlied

Vor der Türe schläft der Baum,
Durch den Garten zieht ein Traum.
Langsam schwimmt der Mondeskahn
Und im Schlafe kräht der Hahn.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.

Schlaf, mein Wulf. In später Stund
Küß ich deinen roten Mund.
Streck dein kleines dickes Bein,
Steht noch nicht auf Weg und Stein.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.

Schlaf, mein Wulf. Es kommt die Zeit,
Regen rinnt, es stürmt und schneit.
Lebst in atemloser Hast,
Hättest gerne Schlaf und Rast.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.

Vor der Türe schläft der Baum,
Durch den Garten zieht ein Traum.
Langsam schwimmt der Mondeskahn
Und im Schlafe kräht der Hahn.
Schlaf, mein Wölfchen, schlaf.

Detlev von Liliencron






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