Es liegt ein Schloß in Österreich, das ist gar wohl erbauet von Zimmet und von Nägelein. Wo find`t man solche Mauern, ja Mauern. Darin liegt sich ein junger Knab wohl um sein Leben gefangen, er liegt sich wohl vierzig Klaftren tief bei Ottern und auch bei Schlangen, ja Schlangen. Das waren sich seine Brüder gewahr, ein Brieflein täten sie schreiben: Sechstausend Gulden wollen wir geben wohl um des Knaben sein Leben, ja Leben. Sechstausend Gulden nehmen wir nit, der Knab, der muß sterben; er tragt sich von Gold ein Halsband an, das bringt ihn um sein Leben, ja Leben. Das güldne Halsband, das er tragt, das hat er nit gestohlen, das hat ihm ein Königstochter verehrt, das tragt er gar unverhohlen, ja hohlen. Und da der dritte Tag herbei kam, den Knaben tät man auslassen wohl zu dem obersten Tor hinaus, wohl auf der Galgenstraßen, ja Straßen. Und da er die erste Staffel anauf kam, die andre auch daneben: Ach Meister, lieber Meister mein, so warte doch ein kleine Weilen, ja Weilen! Eine kleine Weilen, die warte ich nit, der Tag schleicht von hinnen; langet mir ein seiden Tüchlein her, laß mich seine Augen verbinden, ja binden! Ach Meister, liebster Meister mein, laß mich die Welt anschauen, ich seh heut die Welt und nimmermehr mit meinen klaren Augen, ja Augen. Indem kam sich sein Vater gegangen: Ach Gott, den Schaden mußt du rächen! Wüßt es die liebste Mutter zu Haus, ihr Herz würd zerbrechen, ja brechen. Und da der neue Tag herbei kam, den Knaben tät man rächen: es wurden sich sechstausend Mann wohl um den Knaben erschossen.