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Der Wächter auf dem Turme saß,
sein Hörnlein tat er blasen:
Wer noch bei seinem Schätzlein liegt,
der steh nun auf und mach sich fort,
der Tag fängt an zu strahlen,
zu malen.

Das Mädchen aus dem Bette sprang,
den Tag wollt sie anschauen:
Bleib liegen nur, herztausender Schatz,
es ist fürwahr noch lang nicht Tag,
der Wächter hat uns belogen,
betrogen!

Das Mägdlein früh zum Brunnen ging,
frisch Wasser wollt sie holen,
da begegnet ihr derselbige Knab,
der Nachts bei ihr geschlafen hat,
und bot ihr ein guten Morgen,
verborgen.

Guten Morgen, guten Morgen, herztausender Schatz,
wie hast du heint geschlafen?
Ich hab geschlafen in deinem Arm,
ich hab geschlafen, daß Gott erbarm!
Mein Ehr hab ich verschlafen,
verschlafen!

Wenn du dein Ehr verschlafen hast,
so laß dichs nicht gereuen!
Ich bin fürwahr derselbige Knab,
der auch noch Geld und Güter hat:
Dein Ehr will ich dir bezahlen,
ja zahlen!

Mein Ehre, die bezahlst du nicht,
du bist ein loser Schelme.
Wenn Feur und Stroh beisammen leit,
und wenn auch Schnee dazwischen schneit,
so muß es doch endlich brennen,
ja brennen!