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Sommerlied Geh aus, mein Herz, und suche Freud In dieser lieben Sommerzeit, An deines Gottes Gaben; Schau an der schönen Gärten Zier, Und siehe, wie sie mir und dir Sich ausgeschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, Das Erdreich decket seinen Staub Mit einem grünen Kleide. Narcissen und die Tulipan, Die ziehen sich viel schöner an, Als Salamonis Seide. Die Lerche schwingt sich in die Luft, Das Täubchen fleucht aus seiner Kluft, Und macht sich in die Wälder. Die hochgelobte Nachtigall Ergötzt und füllt mit ihrem Schall Berg, Hügel, Thal und Felder. Die Glucke führt ihr Küchlein aus, Der Storch baut und bewohnt sein Haus, Das Schwälblein speißt die Jungen; Der schnelle Hirsch, das leichte Reh Ist froh, und kommt aus seiner Höh, Ins tiefe Gras gesprungen. Die Bächlein rauschen in dem Sand, Und mahlen sich in ihrem Rand Mit schattenreichen Myrthen; Die Wiesen liegen hart dabei, Und klingen ganz von Lustgeschrey Der Schaaf und ihrer Hirten. Die unverdroßne Bienenschaar Fleucht hin und her, sucht hier und dar Ihr edle Honigspeise; Des süßen Weinstocks starker Saft Bringt täglich neue Stärk und Kraft In seinem schwachen Reise. Ich selber kann und mag nicht ruhn, Des grossen Gottes grosses Thun Erweckt mir alle Sinnen; Ich singe mit, wenn alles singt, Und lasse, was dem Höchsten klingt, Aus meinem Herzen rinnen. Ach, denk ich, bist du hier so schön, Und lässest uns so lieblich gehn, Auf dieser armen Erden; Was will doch wohl nach dieser Welt Dort in dem festen Himmelszelt Und güldnem Schlosse werden. O wär ich da! o stünd ich schon, Ach süßer Gott vor deinem Thron, Und trüge meine Palmen; So wollt ich nach der Engel Weis Erhöhen deines Namens Preis Mit tausend schönen Psalmen. Paul Gerhardt (1607-1676) (Version aus: Des Knaben Wunderhorn) ««« RR »»» |