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Flachsfeld - upload.wikimedia.org
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Lein oder Flachs

Jahrhunderte lang waren ein Viertel der Ackerfläche mit Lein (auch Flachs genannt) bedeckt. Damals machte man mit einem Ausflug aufs Land "eine Fahrt ins Blaue". Die Redewendung überdauerte, die blau blühenden Flachsfelder hingegen nicht. Der lateinischen Name sagt alles über den Lein: "usitatissimum", Der Nützlichste! Und genau das sind die Leinsamen, die schon seit 5000 v. Chr. angebaut werden und damit zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt gehören.

Die in der Samenschale steckenden Schleimstoffe setzen sich aus den Zuckern Xylose, Galactose und Galacturonsäure zusammen. Gelangen sie in den Darmtrakt, binden sie dort Wasser und quellen auf. Das vergrößert das Volumen des Darminhalts, was wiederum für einen "reibungslosen" Abtransport sorgt. Leinsamen können sogar bei Koliken beruhigend wirken und Entzündungen im Darm heilen.

Bereits vor 800 Jahren hatte die naturheilkundige Nonne Hildegard von Bingen ein Rezept bei Schnupfen empfohlen: 5 EL Leinsamen mit 2 Tassen Wasser kochen, bis sie aufweichen. Den warmen Brei auf ein Tuch streichen, zu einem Päckchen wickeln und 20 Min. auf die Nasenregion legen.

Diese Schleimstoffe machen einen Teil der Balaststoffe aus, aus denen die Samen zu etwa 25 Prozent bestehen. Schon 2 EL enthalten 15 Gramm davon - Die Hälfte der empfohlenen Tagesdosis. Balaststoffe fördern nicht nur die Verdauung, sie sind auch "Futter" für die nützlichen Darmbakterien. In diesem sogenannten Mikrobiom werden 70 Prozent aller Immunzellen gebildet. Ballaststoffe stärken so also auch unsere Abwehrkräfte.

Zusammen mit zirka 25 Prozent Eiweißanteil der Samen, sorgen die Ballaststoffe für ein langanhaltendes Sättigungsgefühl. Ein weiterer Bestandteil der Samen - 30 bis 45 Prozent - sind fette Öle, vor allem Linol- und Alpha-Linolensäure (eine Omega-6- und eine Omega-3-Fettsäure). Schon 1 bis 2 TL Leinöl oder 1 EL geschrotete Leinensamen pro Tag reichen aus, um den empfohlenen Bedarf zu decken. Die essentiellen Fettsäuren kann unser Körper nicht selber bilden, benötigt sie aber dringend, um Etzündungsprozesse im Körper zu reduzieren, die Blutfettwerte (z.B. Cholesterin) zu regulieren und die Gedächtnisleistung aufrechtzuerhalten.

Ein weiterer wertvoller Inhaltsstoff ist die Lignane. Diese Phytoöstrogene (in Leinsamen 800 Mal mehr als in anderen Pflanzen) können die Wirkung des körpereigenen Östrogens dämpfen und dadurch u. a. das Brustkrebsrisiko verringern und einigen weiteren Krebsarten vorbeugen können, z. B. Prostata- und Dickdarmkrebs.

Dabei sind jedoch ein paar kleine Regeln zu beachten:

1. Ganze Leinsamen passieren einfach in unveränderter Form den Magen-Darm-Trakt. Nur wenn sie zerkleinert werden und damit die Schale aufgebrochen wird, gelangen die Schleimstoffe, ebenso wie das Leinöl nach außen und entfalten ihre positiven Effekte. Außerdem lässt sich nichts einfacher in eine Mahrzeit integrieren als ein Esslöffel gemahlene Leinsamen.
2. Wenn man Leinsamen zu sich nimmt muss man viel trinken. Mindestens 1,5 Liter ungesüßten Tee oder Wasser pro Tag. Einfachste Maßnahme: Zu einer Mahlzeit mit Leinsamen direkt ein großes Glas Wasser trinken.
3. Leinsamen können die Aufnahme von Arztneimitteln über den Darm verringern und damit deren Wirkung herabsetzen. Deshalb sollen Leinsamen nicht gleichzeitig mit Medikamenten (z. B. Blutverdünner, Schmerzmittel, Medikamente gegen Bluthochdruck, Cholesterinsenker, Diabetesmedikamente) eingenommen werden, sondern möglichst erst in einem zeitlichen Abstand von mindestens zwei bis drei Stunden. Auch Patienten mit akuter Entzündung der Speiseröhre oder des Mageneingangs sowie nach einem Darmverschluss sollten Leinsamen erst nach Absprache mit ihrem Arzt oder Apotheker in die Ernährung aufnehmen.
4. Leinöl darf nicht erhitzt werden.


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Erstellt am 29.08.2019 - Letzte Änderung am 30.08.2019.