Am Anfang - At the beginning
Dies ist eine Aufnahme aus dem Jahre 1984. In diesem Gebäude war immer ein Kino. Die Stadt heißt heute Gorzów und liegt in Polen.
Vor 61 Jahren hieß das Kino "Kyffhäuser Lichtspiele". Die Stadt hieß Landsberg, lag an der Warthe und in Deutschland. Damals wurde auf der Dachterrasse ein Tanzlokal betrieben. Vermutlich lag die Tanzfläche auf dem niedrigeren Gebäudeteil in der Mitte (wo die Baurutsche angelehnt ist) ganz oben. Meine Mutter weiß nur noch, daß man die Treppen im Vordergrund hoch ging. Wie es weiter ging kann sie sich im einzelnen nicht erinnern.
Am Nachmittag des 23.7.1939 arbeitete die 23-jährige Grete Geisler in Meseritz, eine Kreisstadt ca. 10 km südlich von Landsberg. (jetzt in Schweden verheiratete "Erikson". Gretes Vater - Onkel Geisler - und die Mutter meiner Mutter (meine Großmutter) waren Cousin und Cousine) Kurz vor Feierabend erschien ein Geschäftsmann, der anschließend nach Landsberg weiter fuhr. Die Gelegenheit erschien Grete günstig und sie fragte ihn, ob er sie bis Landsberg mitnehmen würde. Er willigte ein. Und so erschien Grete am frühen Abend in der Pohlstraße 18 bei Begalls und fragte die Ruth, unsere Mutter, ob sie nicht Lust hätte, Sonntag Tanzen zu gehen. Das war 4 Tage nach ihrem 27. Geburtstag. Natürlich hatte sie Lust und so gingen sie zusammen runter in das Stadtzentrum, ins "Kyffhäuser Etablissement". Als sie auf der Dachterrasse Platz nahmen, saß der Emil, unser Vater, als Soldat in Uniform schon an einem anderen Tisch.
Zu Gretes und Meine Mutters Überraschung forderte dieser lange Kerl die Ruth zum Tanzen auf. Sie hatte immer das Pech, daß sich so große Männer für sie interessierten, auf der Schiffsreise nach Norwegen war es ihr genauso ergangen. Irgendwann meinte der Emil dann, dass er zurück in die Kaserne müsse. Und weil die Pohlstraße an der gleichen Anhöhe, von der Warthe aus gesehen, hinter der Kaserne lag, zogen die beiden jungen Damen mit dem Emil bis zu der Staßenecke, an der die Straße zur Kaserne abzweigt, wo sie sich von ihm verabschiedeten.
Vermutlich ist Vati ihnen aber nachgegangen um herauszufinden, wo sie wohnt. (Er kann sich natürlich partout an nichts erinnern.) Nachbarn hätten ihn aber gesehen und meiner Mutter davon erzählt. Meine Mutter arbeitete damals bei der Firma "Essig-Schwarz". Ein paar Tage später fiel einer Kollegin meiner Mutter auf, dass ein junger Soldat auf der Straße vor der Firma auf und ab ging. Meine Mutter ist dann nach Feierabend zu ihm rausgegangen, hat sich mit ihm unterhalten und wurde von ihm zu einem Spaziergang eingeladen.
Sie sind an einem Kanal südlich der Warthe entlanggegangen bis sie an die Stelle kamen, wo die Straße nach Meseritz den Kanal überquert. Dort an der Ecke ist ein berühmtes Ausflugslokal mit einer Art Wintergarten für kalte Tage. Auch dieses Lokal existierte 1984 noch. Mitte der 90er Jahre jedoch zog ein Motorradhändler dort ein.
Sie trafen sich dann noch öfter und als mein Vater dann wieder nach Berlin fuhr, schrieb er ihr von Berlin und schickte Postkarten. So kam es, dass sie Sylvester 1939/40 in Berlin-Lankwitz verbrachte. Es dauerte aber noch über ein Jahr bis sie am 24. 03. 1941 in Landsberg a. Warthe heirateten.
This picture at the top of the page was taken in the year 1984. In this building there has always been a Cinema. Nowadays the town is called "Gorzów" that is in Poland.
61 years ago the name of the Cinema was "Kyffhäuser Lichtspiele". The town was called "Landsberg" and was situated at the river "Warthe" and that was by then in Germany. There used to be a place for dancing on top of the lower part in the middle of the building. My mother still remembers that they used the staircase at the left side of the Cinema.
Late afternoon of the 23. 07. 1939 a distant relative of her the 23 year old "Grete Geisler" worked in a small town called "Meseritz" about 10 km south of Landsberg when a traveling salesman came in. When she learned that he was going on to Landsberg she asked him to give her a lift. So she arrived at the home of my mothers family early evening and asked my mother (Ruth Begall) if she would care going for a dance on Sunday. She liked the idea and they went then to the "Kyffhäuser Etablissement". Arriving there, Emil Hartwig, my later father was sitting there already at another table.
Much to the surprise of the two young ladies the rather tall man asked my mother for a dance. She herself beeing rather small always had the trouble meeting men that where one head taller than she is. Later in the evening my father told them being a soldier he has to leave because he had to be back at the lokal barracks at a certain time. So both went with him to see him off and say good-bye at the Street that leeds to the barracks because it was on her way. Most likely he went after them to see where my mother lived according to neighbours that have seen him.
At that time my mother worked with the firm "Essig-Schwarz". Some days later a colleague told her that there was a young soldier outside that seem to be looking for her. After finishing work she met him outside and he invited her for a walk along one of the canals south of the river Warthe. Finally they arrived at a wellknown country-pub.
They met several times after that and when my father went back to Berlin he kept writing letters and postcards. New Year's Eve 1939/40 he invited her to stay with him and his family. Finally they married at the 24. 03. 1941 in Landsberg/Warthe.
Erstellt am 28.04.00 wie meine Mutter es in diesen Tagen erzählte - Letzte Änderung am 12.02.2014.