Ein Landsberger Soldatenschicksal!
von Hermann Burr
Am 22. Februar 1978 starb Hermann Burr, ein Landsberger des Jahrganges 1898, Sohn der damals sehr bekannten Gärtnerei Burr. Seine Mutter, Frau L. Burr, war eine geschäftstüchtige Landsberger Marktfrau.
Seit 1938 war H. Burr unserem Gesichtskreis entschwunden; erst im Februar 1978 trafen wir uns beim Grützwurstessen in Hannover wieder. Schon zwei Wochen später erlag er einem Herzversagen.
Aus Anlaß der 40jährigen Beendigung des Hitler-Krieges bringen wir einen Auszug aus seinen Lebenserinnerungen:
„Am 29. April 1945 geriet ich in russische Gefangenschaft bei Gatow. Von hier ging es in tagelangen Fußmärschen nach ... nun, wohin??? nach Landsberg (Warthe)!!! So um den 13./15. Mai langten wir halbverhungert in Landsberg an. Die Landsberger umsäumten die Straßen bei unserem Ein- und Durchmarsch, viele begrüßte ich laut ... winkten mir verstohlen zu. Wir marschierten die Friedeberger Straße rauf bis zur Landesanstalt. Gegenüber war das Gefangenenlager mit etwa 25 000 Menschen belegt.Täglich wurden 40 bis 50 zum Friedhof gekarrt. Ich brauchte nicht zu arbeiten. An einem Tag meldete ich mich mal zum Einsatz, es hieß, es geht auf den Friedhof. So hatte ich Glück und konnte unser Erbbegräbnis aufsuchen, das ich in bester Verfassung vorfand. Im Erbbegräbnis steht auch ein Gedenkstein für meine beiden gefallenen Brüder aus dem I.Weltkrieg.
Hier kullerten nur so meine Tränen — in mir stieg der Gedanke hoch und wurde zur Bewußtheit: Hermann, in deiner Heimat stehst du als russischer Kriegsgefangener ... es war schrecklich. Wäre ich in die Sowjetunion gekommen, dann wäre ich sicher dort umgekommen.
Am 20.8.1945 wurde ich mit vielen anderen entlassen. Wieder ging es im Fußmarsch zurück nach Berlin, wo ich am 25.8.1945 eintraf.
Zu Jubel lag nirgends ein Anlaß vor, über meine Lage war ich mir klar, ich besaß kein Taschentuch mehr!"
Erstellt am 10.10.2016 - Letzte Änderung am 10.10.2016.