Die Beilage „Die Heimat“ zum General-Anzeiger
1928 Berneuchen
Es handelt sich um die Beilage
„Die Heimat“, die in den Jahren
1921 bis 1938 jede zweite
Woche der Tagesausgabe des
„Generalanzeigers für die gesamte
Neumark“ hinzugefügt
wurde. Der „Generalanzeiger“
wurde 1893 gegründet.
Der Erfolg der Heimat-Beilage
ging auf deren Schriftleiter
Paul Dahms zurück. Nach
dem ersten Krieg wurde er
1918 Lokalredakteur für den
Generalanzeiger und schrieb
die täglichen Berichte über
das, was in und um Landsberg
herum geschah. Daneben
verfasste er insgesamt zehn
Bücher und ab 1921 zahlreiche
Beiträge für die
Heimat-Beilage. Eine besondere
Quelle seines Schreibens
war seine Leidenschaft für Natur,
Landschaft und Wildtiere.
Sein Glück war die Pacht einer
Jagd in den Bergen nördlich
von Gennin. Mit dem Tod des
gerade 50jährigen im Januar
1939 endete auch die Beilage
„Die Heimat“ des Generalanzeigers.
Gewissermaßen als Kostprobe
habe ich den kurzen Bericht
„Berneuchen“ ausgewählt
(„Die Heimat“ 1928, Nr. 17).
Dieser Ort ganz im Nordwesten
des Landkreises Landsberg
war ein „adeliges Dorf“
mit dem Rittergut der Familie
von dem Borne. Die Besitzer
betrieben seit 1867 eine berühmt
gewordene Fischzucht
sowohl für Karpfenbrut als
auch für Speisekarpfen.
Mit seiner einfühlsamen Beschreibung
beweist Paul
Dahms seine Liebe zur neumärkischen
Wald- und Wasserlandschaft.
Er ehrt ein
Stück unserer unvergessenen
Heimat und zugleich sich als
ein noch heute lesenswerter
Schriftsteller.
Berneuchen
Wer kennt es wohl, dieses
stille Dörfchen, ein Stück
märkischer Schönheit? Von
lieblichen Waldungen umgeben,
liegt es friedlich im Grünen;
Bimmelbahnstation, die
auch noch eine halbe Stunde
Fußmarsch vom Dorfe entfernt
liegt an der Strecke Küstrin –
Soldin. Die Kunststraße führt
von der Station direkt nach
dem Dorf. Dieser Marsch wird
niemandem schwer werden,
denn der Weg führt stets
durch Wald und zeigt schon
hier rechts und links kleinere
Teiche, die das Landschaftsbild
anmutig beleben. Die
ganze Gegend ist reich an
Seen und Teichen. Letztere
sind zumeist künstlich angelegt
durch Ableitung der Mietzel,
die den Ort direkt durchschneidet.
Viele Teiche dienen
einer intensiven Fischzucht.
In einem derselben, dicht am
wildromantischen Schlosspark
gelegen, sieht man muntere
Goldfische umherschwimmen.
Gar manches hübsche Bild
bietet die Mietzel, besonders
dort, wo sie sich durch den
Park hinschlängelt. Doch wer
die Schönheiten Berneuchens
recht bewundern will, muss
einen weiteren Spaziergang
unternehmen. Nach etwa 25
Minuten gelangt man, der
Straße nach Soldin folgend,
links an den großen Dessinosee,
den Glanzpunkt Berneuchens.
Ein entzückendes Bild
bietet dieser waldumsäumte,
einsame See. Wunderbare
Ruhe ringsum. Ab und zu einige
Wildenten auf dem Wasser
vergnügt umherschwimmend,
aufsteigend und nach kurzem
Flug wieder einfallend. Selten
kennzeichnen die sich auf dem
Wasser verbreitenden Kreise
das Emportauchen eines
Fisches. Sonst tiefe Ruhe.
Weiße Wasserrosen liegen auf
dem stillen Spiegel des Sees,
und ein leichter Wind streicht
durch das dichte Rohr. Klar
und scharf zeichnet die Sonne
die Kronen der Bäume in dem
Wasser wieder. Es ist ein Ort
so recht zur inneren Einkehr
geschaffen.
Unweit des großen Dessino
liegt der kleine Dessinosee,
der jetzt ganz verkrautet ist.
Wer noch Lust zum Wandern
spürt, kann auch nach dem
Plötzensee weitergehen. Wald
und Wasser sind ja der Charakter
dieser Gegend. Nicht
nur in heißer Sommerszeit
sondern auch im Herbst ist es
hier schön.
Eingesandt von
Matthias Lehmann,
Waldstr. 63
54329 Konz
Erstellt am 29.08.2016 - Letzte Änderung am 29.08.2016.